Schon lang ist es her, dass ich hier zuletzt einen Tragehilfen-Test geteilt habe, aber jetzt ist es endlich mal wieder so weit. Vor ein paar Wochen fand die NIRMI Babytrage ihren Weg zu mir. Wer
mir schon länger folgt, weiß vielleicht, dass ich für mich selbst noch nie ein großer Freund von reinen Schnallentragen war, sie passen mir einfach nicht so richtig, ich bin nach wie vor "Team
Binden", dennoch freute ich mich sehr aufs Austesten, weil es schon viele Punkte gibt, die für diese Trage sprechen.
Ein wichtiger Punkt für mich ist die Regionalität. Die NIRMI stammt aus Oberösterreich, die austauschbaren Patches werden von Textilkünstlerinnen auf der ganzen Welt hergestellt, wodurch ihnen
ein regelmäßiges und angemessenes Einkommen ermöglicht wird. Weiters kann man auf der Homepage genau nachlesen, wie die Hersteller auf den (zugegebenermaßen nicht ganz so geringen) Preis kommen.
So weit - so gut, die Erwartungen waren hoch, die Idee hinter der Trage ist toll, leider hat sie jedoch noch an manchen Stellen Verbesserungspotential.
Aber beginnen wir von vorne. Die NIRMI macht einen sehr guten ersten Eindruck. Sie ist eine reine Schnallentragen, das heißt, der Hüftgurt und die Schulterträger sind mit Schnallen zu schließen. Die Schulterträger kann man außerdem für die ganz Kleinen am Hüftgurt, ab Sitzalter für die bessere Gewichtsverteilung am Rückenteil befestigen. Die Trage wirkt sehr hochwertig und gut verarbeitet, außerdem ist sie mit den Patches zum Auswechseln sehr schön anzusehen.
Die Gurte sind sehr weich, was angenehm zum Anfassen ist, aber leider dazu führt, dass sie sich in den Schnallen leicht verdrehen. Außerdem sind sie für mich in die falsche Richtung zum Festziehen. Ich hab nicht grad eine Schwangerschaft/Geburt hinter mir, was oft die Beweglichkeit von Frauen beeinflusst und tat mir trotzdem schwer, sie fest zu bekommen. Ganz davon abgesehen, dass die Trage generell für sehr schlanke Eltern nicht geeignet ist, weil die Gurte nicht eng genug zum Festziehen gehen.
Die Schulterträger sind nicht gepolstert, wie man es von anderen Tragehilfen kennt, man findet darin allerdings einen austauschbaren Wollfilz. Dadurch sind sie sehr dünn, für mich wars mit Puppe
angenehm, das ist meistens Geschmackssache, ob man auf den Schultern lieber das Gefühl dicker Polster oder lieber etwas schmaler gehaltenes mag. Mit wachsendem, schwererem Kind konnte ich es
leider nicht testen, deshalb trau ich mich über die Bequemlichkeit hier nicht zu urteilen.
Was ich auf jeden Fall positiv erwähnen möchte ist, dass man die Schulterträger auch über Kreuz tragen kann, dadurch waren sie auch mir nicht mehr zu lang.
Ich mag es sehr gern, dass der Hüftgurt nicht dick gepolstert ist, weil ich dadurch leider immer blaue Hüftknochen bekomme, aber auch hier habe ich leider das Problem, dass ich ihn nicht
ausreichend fest bekomme. Ich bin zwar klein und schlank, hab jedoch quasi keine Taille, hier gibt es definitiv schmalere Mamas. Ich hab mir damit abgeholfen, dass ich den Hüftgurt doppelt um
mich gewickelt und vorne geschlossen habe, was allerdings meiner Meinung nach in der Preisklasse auch eher suboptimal ist.
Das Rückenteil wird mit zwei Druckknöpfen am Hüftgurt fixiert, die man in der Praxis quasi nicht spürt. Mit der Puppe ging es gut, dass der Steg in der richtig eingestellten Breite blieb,
allerdings dreht sich das Rückenteil um den Hüftgurt, die Fixierung mit den Knöpfen hilft da nicht viel.
Wie schon eingangs erwähnt, sehe ich noch einiges an Verbesserungspotential - wobei die Idee hinter der Trage, auch mit den auswechselbaren Patches am Rückenteil, wodurch das Design nach Lust und Laune geändert werden kann, wirklich toll ist. Aber sie ist ja noch neu auf dem Markt und wenn sie passt, wird sie manchen Eltern sicher gute Dienste erweisen. Ich werde sie leider nicht in mein Beratungssortiment aufnehmen, 1. weil sie mir zu groß ist, 2. weil sie leider über dem Budget von den meisten meiner Beratungseltern liegt.